Mein Name ist Madeline, ich bin 25 Jahre alt und habe eine
rezidivierende depressive Störung und Dysthymie, das bedeutet eine
über Jahre lang gedrückte Stimmung. In meinem Blog geht es um das
alltägliche Leben mit der Erkrankung. Zudem möchte ich aufklären,
hartnäckige Vorurteile ausräumen und zeigen, dass trotz aller
Schwierigkeiten eine humorvolle Sicht auf die Dinge in vielen
Situationen noch immer möglich ist.
Im Herbst 2015 begab ich mich das erste Mal in Therapie.
2015 war ein Jahr der Veränderungen. Ich war an der Universität
Bremen eingeschrieben und studierte Kommunikations- und
Medienwissenschaften und Germanistik inzwischen nur noch passiv. Das
bedeutet, dass ich zwar noch ein paar wenige Seminare besuchte, um
den Schein aufrecht zu erhalten, doch für mehr reichte es nicht
mehr. Im Nachhinein kann ich überhaupt nicht mehr genau sagen, wie
bewusst mir mein Nicht-Verhalten tatsächlich war – Fakt ist
jedoch, dass ich das erste mal eine Hausarbeit nicht schrieb, ohne
die Dozentin darüber zu informieren. Für meine Note bedeutete das:
5,0! Und das, obwohl ich normalerweise sehr gewissenhaft war.
Eigentlich war dies der heimliche Startschuss für das, was danach
kam. Ich glaube, ab diesem Zeitpunkt habe ich mich zum ersten Mal
ernsthaft mit dem Gedanken beschäftigt, dass sich etwas ändern
muss. Daraufhin ging alles relativ schnell: Ich sprach meine
momentane Situation das erste Mal bei meiner Hausärztin an und ging
mit Überweisung für einen teilstationären Aufenthalt in einer
Tagesklinik wieder nach Hause. Bevor ich in gewohnte Lethargie
verfallen konnte, nutzte ich das stolze Gefühl, einen kleinen
Schritt gemacht zu haben, und meldete mich prompt telefonisch bei der
Klinik und ließ mich auf die Warteliste setzen.
Ein teilstationärer Aufenthalt bedeutet, dass die Patienten
montags bis freitags von 8 – 16h in die Klinik gehen und
verschiedene Therapieangebote wahrnehmen, wie z.B. Gesprächstherapie
(Einzel- und Gruppentherapie), Bewegungs- und Kunsttherapie, Nordic
Walking, Achtsamkeitstraining etc.
Im Durchschnitt dauert ein
Aufenthalt in der Tagesklinik 6 – 8 Wochen, was jedoch individuell
variieren kann. Ich blieb insgesamt 11 Wochen dort.
Heute kann
ich sagen, dass der Aufenthalt in der Klinik die beste Entscheidung
war, die ich hätte treffen können - denn dort habe ich viel über
die Krankheit und über mich lernen können, ich habe tolle Menschen
getroffen sowie Freundschaften geschlossen und habe Hilfe bekommen,
die ich auch wirklich ganz dringend benötigte.
Ambulanter psychiatrischer Pflegedienst und tiefenpsychologisch
fundierte Therapie als weiterer Schritt im Anschluss an die
Tagesklinik.
Im Anschluss an den Klinikaufenthalt folgte eine viermonatige
Hilfestellung durch den ambulanten psychiatrischen Pflegedienst des
Arbeiter-Samariter-Bund (ASB). Das bedeutete, dass ich dreimal die
Woche für jeweils zwei Stunden Unterstützung von häuslichen
Fachkrankenpflegern bekam, um meinen Alltag zu strukturieren und mich
einem geregelten Tagesablauf anzunähern. Das reichte von
entlastenden Gesprächen und Hilfestellungen über Behördengänge,
Spaziergänge oder Erstellen eines Wochenplans.
Zudem bekomme ich bis heute einmal die Woche tiefenpsychologisch
fundierte Therapie, in der es grundsätzlich um innere Konflikte und
unbewusstes Erleben und Verhalten geht. Sie ist neben der
Verhaltenstherapie und der analytischen Psychotherapie eine der meist
verbreiteten Therapieverfahren. Mit ihrer Hilfe schaffe ich mir
zurzeit wieder Aufgaben, die meinen Alltag füllen und gleichzeitig
nicht zu belastend oder überfordernd sind. Dieser Blog verknüpft
für mich zwei wichtige Punkte: Das kreative Schreiben als etwas, das
ich gerne mache, und das Bewusstwerden innerer Konflikte und
Gedanken.
Wer Fragen zu Tagesklinik, APP oder anderen Dingen hat, der kann
mir diese gerne in Form eines Kommentars oder einer persönlichen
Mail stellen.
Du brauchst jemanden an deiner Seite ich weiß wovon ich rede
AntwortenLöschenHallo Madeline
AntwortenLöschenSchön dass es Dich und deinen Blog gibt.
Deine Worte geben mir Mut und sind gleichzeitig eine Inspiration für mich.
Dass Dich auch eine Fellnase durchs Leben begleitet, macht dich noch sympathischer :)
Vor etwa fünf Jahren erlitt ich ein Burnout, lange unerkannt, da ich damals meinen Job kündigte und den Sprung in die Selbständigkeit wagte.
Nach aussen wirkte ich wohl immer sehr "normal", extrovertiert, ideenreich und humorvoll...
Sobald ich aber alleine war, zogen dunkle Wolken auf und ich war wie bewegungsunfähig.
Dinge die mir immer sehr viel Freude machten, rückten in den Hintergrund.
Wichtige Dinge erledigte ich immer auf den letzten Drücker, zuletzt gar nicht mehr.
Mir flog alles um die Ohren, sowohl privat, wie auch beruflich....
Im Herbst letzten Jahres war der absolute Tiefpunkt wohl erreicht, obwohl mich im Herbst seit jeher Gedanken an den Freitod begleitet haben.
Die Wende kam letzten Dezember und ich habe einen für mich gangbaren Weg gefunden.
Grüsse aus der Schweiz
Roger
Hallo Roger,
Löschenvielen Dank für deinen lieben Kommentar!
Die Außerwirkung und der innere Zustand können sich leider, insbesondere in der Anfangsphase, sehr voneinander unterscheiden. Sei es, um den "Schein" zu wahren, zu "funktionieren" oder einfach für sich selbst erstmal herauszufinden, was da überhaupt gerade mit einem passiert. Wenn man erstmal in dieser Art Abwärtsspirale steckt, ist es unglaublich schwer, diese wieder zu durchbrechen. Freut mich sehr, dass es für dich einen Wendepunkt gab und du einen Weg gefunden hast, den du gehen kannst.
Liebe Grüße aus dem kalten Bremen
Madeline