Ich
bekam in der Vergangenheit schon mehrmals die Frage, wann es denn
wieder „Katzen-Content“ gäbe. Lange Zeit ist nichts passiert,
was sich zum Verschreibseln anbot. Das hat sich geändert – zu
meinen Ungunsten…
Zur
Vorgeschichte:
Ich habe zwei Katzen: Schnotti (chronischer Schnupfen) und Glimmer (Herzfehler). Letzten
Montag lag ich gemütlich in meinem Bett und schaute Fernsehen, als
Glimmer plötzlich alarmierende Geräusche von sich gab. Es klang,
als würde sie zugleich husten und würgen müssen. Ich lief hin und
sah, dass irgendetwas nicht stimmte. Also nahm ich sie zu mir ins
Bett und streichelte sie, bis es langsam besser wurde. Diese
Geräusche machten mir Angst, weil Glimmer herzkrank ist und Husten
ein Zeichen dafür sein könnte, dass sich ihre Herzleistung
verschlechtert hat. Um die Dramatik vorab aus der Geschichte zu
nehmen: Ihr geht es gut. Ich habe sie ein paar Tage lang beobachtet
und die Beschwerden kamen kein zweites Mal vor. Höchstwahrscheinlich
hatte sie sich einfach nur verschluckt.
Dank
meines liebenden, sich aufopfernden, tief mitfühlenden und jedes
Leid der anderen als sein eigenes annehmenden Mutterherzens entschied
ich mich natürlich und sicherheitshalber dazu, die Katzen
ausnahmsweise bei mir schlafen zu lassen. Normalerweise dürfen sie
den ganzen Tag in mein Schlafzimmer – nur nicht nachts! Das hat
triftige Gründe, die mir auch in dieser Nacht nicht hätten
deutlicher vor Augen geführt werden können...
Die
besagte Nacht des Grauens - Eine Dokumentation
00:30
Uhr:
Ich
bin bereit: Die Zähne sind angezogen, die Schlafsachen geputzt und
ich bin müde. Glimmer ist seit ihrem Husten- und Würgeanfall
unauffällig. Wie jeden Abend gebe ich ihr also ihre Herzmedikamente
und schlürfe Richtung Bett. Die Katzen glotzen blöd, als ich die
Tür hinter mir offen lasse. Ich glotze zurück, rolle mich
Mumien-artig in die Decke, drehe mich auf die richtige Seite und
mache das Licht aus.
00:31
Uhr:
Der
Nachteil an Laminat- anstatt Teppichboden ist, dass er sehr
geräuschempfindlich ist. Der Nachteil an Krallen ist, dass sie
Geräusche verursachen, wenn sie über den Laminatboden tapsen. Die
Katzen wuseln durchs Zimmer. Ich frage mich, wie groß der Raum ist,
um in ihm so viele Schritte machen zu können. Außerdem überlege ich, was es
denn nach acht Jahren im selben Haushalt noch zu erkunden gibt,
weshalb man seine Pfotenabdrücke in scheinbar jede Ecke patschen
muss. Inzwischen, so fällt mir auf, erkenne ich die jeweilige Katze
sogar am Gang – was bei gerade einmal zwei Tieren wohl nicht ganz so
spektakulär ist, wie es klingt.
00:40
Uhr:
Es
raschelt. Und zwar raschelt es so, dass ich das Gefühl bekomme, es
sei nicht gut, dass es raschelt. Nachdem ich fest entschlossen war,
jedes weitere Geräusch zu ignorieren, bin ich mir nun absolut
sicher, dass es nicht rascheln sollte. Also mache ich das Licht
meines Nachttischlämpchens an und entdecke neben mir Glimmers
Hintern, der aus dem Spalt zwischen Bett und Wand emporragt und im
Begriff ist, in jenem vollends zu verschwinden. Ich stehe auf, rücke
das Bett vor und hole die Katze aus der Verschluckungsfalle. Danach
entdecke ich die leere Klebebandrolle, die mir beim Geschenke
einpacken in die Lücke gefallen ist (als ich in einer depressiven Phase alles vom Bett aus gemacht habe) und nach der Glimmer nun scheinbar
heldenhaft gefischt hat. Nachdem ich sie fragte, ob sie vergessen
hat, warum sie beide heute bei mir schlafen dürfen, legt sie sich
ans Fußende und lässt demonstrativ die Augen zufallen.
00:50
Uhr:
Schnotti
hat sich auf meine Füße gestürzt. Sie mag es, Dinge zu jagen, die
sich unter der Decke bewegen. Es war eine blöde Idee, dass ich
hieraus mal ein Spiel gemacht habe und sie nun immer nach Füßen
Ausschau hält, sobald sie aufs Bett springt. Ich bin wach.
00:55
Uhr:
Schnotti
hat ihre Spielzeugmaus mit Glöckchen geholt und spielt Fangen,
während ich mich frage, ob man für zwei chronisch kranke Katzen
noch Geld verlangen könnte. Ich ahne allerdings, dass ich noch
draufzahlen müsste und verwerfe den Gedanken wieder.
01:10
Uhr:
Ich
höre Atem. Ich höre den Atem lauter. Ich spüre Atem. Mein Gesicht
wird angeatmet und es kommen diese typischen Katzen-Tauben-Geräusche,
die sich nicht anders beschreiben lassen, weil es irgendeine
eigenartige Mischung aus Miauen und Taubengurren ist. Sie sind ein
eindeutiges Zeichen für den Unterkuschelungsstatus dieser Katze.
Kurz darauf steckt Schnotti ihr Gesicht in mein Gesicht und reibt
sich. „Köpfeln“, heißt es auch. Ist ja wirklich ganz süß,
wenn Katzen damit ihre Zuneigung zum Ausdruck bringen wollen, aber
doch bitte nicht mitten in der Nacht.
01:25
Uhr:
Nachdem
sich Schnotti millionenfach um die eigene Achse gedreht hat, um die richtige Liegeposition zu finden, muss ich sie nun
dauerkraulen, damit sie nicht wieder mit dieser nervigen Kopfreiberei anfängt.
Ich kann nicht schlafen, wenn ich streicheln muss.
01:50
Uhr:
Die
Katze musste niesen. Ich habe mich zu Tode erschrocken und Glimmer
hat sich zu Tode erschrocken, weil ich mich zu Tode erschrocken habe.
Schnotti ist aufgesprungen, weil es sich im Liegen nicht gut niesen
lässt. Ich muss aufstehen, um mich zu waschen und stelle danach
fest, dass ich nun wirklich richtig wach bin.
01:53
Uhr:
Zwar spricht das Folgende nicht für die Intelligenz dieser Katze, doch ich kann an dieser Stelle einfach nicht unerwähnt lassen, dass ihr etwas sehr, sehr Dummes passiert ist: Nach ihrer Niesattacke musste Schnotti sich
ausgiebig putzen. Als sie mit ihrer Pfote den Schwanz festhalten
wollte, um sich auch dort zu säubern, ist sie mit der Kralle ihrer
Vorderpfote in ihrer Haut hängengeblieben. Sie war mit ihrem Schwanz
im wahrsten Sinne des Wortes fest verbunden. Nachdem ich der
panischen Katze vorsichtig die Kralle aus der Haut gezogen hatte, bekam ich minutenlang immer wiederkehrende, schwere Lachkrämpfe
(ich muss heute noch lachen, wenn ich daran denke).
02:45
Uhr:
Während
ich noch eine Serienfolge bei Netflix geschaut habe, sind beide
Katzen zur Ruhe gekommen und liegen schlafend in meinem Bett. Ich
starte den nächsten Versuch.
03:15
Uhr:
Schnotti
hat Glimmer auf den Kopf gehauen. Dieses Szenario habe ich im Dunkeln
zwar nicht sehen können, doch erkenne ich es inzwischen allein am
Geräusch, da es immer gleich abläuft: Glimmer berührt Schnotti
versehentlich, Schnotti springt auf und haut Glimmer mit der Pfote
auf den Kopf. Für eine kurze Zeit fuchteln beide mit den Vorderpfoten. Danach beginnt Schnotti zu starren, ähnlich wie in diesem Bild...
...und
Glimmer glotzt verstrahlt durch die Gegend, um zu schlichten. In der
Regel springt Schnotti im Anschluss vom Bett und sucht sich
Dummheiten, die sie anstellen könnte. Oder beide beginnen, Fangen zu
spielen. Schnotti hat sich für die Klimper-Maus entschieden.
03:40
Uhr:
Wiederholung
des Szenarios von 01:25 Uhr.
04:20
Uhr:
Es
geschehen noch Wunder. Ich konnte mich auf die andere Seite drehen,
ohne dass Katze Nummer 1 empört aufsprang, und Katze Nummer 2
schläft am Fußende. Mir bleiben ungefähr 20 cm der Matratzenbreite,
um nicht aus dem Bett zu fallen.
04:25
Uhr:
Ich
bin aus dem Bett gefallen.
04:35
Uhr:
Genervt
überlege ich, ob ich nicht einfach wach bleiben sollte. Mein
Gewissen erlaubt es mir nicht, die bereits seit Stunden unauffällige
Glimmer aus meiner Beobachtung zu nehmen und Schnotti treibt mich in
den Wahnsinn, wenn ich nur vorsichtig ans Schlafen denke.
04:45
Uhr:
Nach
reiflicher Überlegung habe ich ein Machtwort gesprochen und
sämtliche Spielzeuge für Katzenkinder unzugänglich gemacht. Danach
habe ich Schnotti in den Schlaf gestreichelt und mir zuvor
ausreichend Platz im Bett gesichert. Glimmer hat sich auf den Sessel
im Erker gelegt und schläft. Ich muss auch schlafen, bevor es hell
wird.
05:00
Uhr:
Ich
habe versehentlich meinen Fuß bewegt…
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