Die
momentane Krise hinsichtlich des Coronavirus, das zurzeit in
aller Munde ist, verursacht viele berufliche und private Krisen.
Einige fürchten um ihre Existenz, andere sind aufgrund von viel Arbeit völlig
überlastet. Nun stehen wir möglicherweise kurz vor einer
Ausgangssperre, um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen und das
Gesundheitssystem aufrechtzuerhalten. Neben den vielen individuellen
Schicksalen, die die aktuelle Situation mit sich bringt, wäre eine
solche Ausgangssperre auch ein großes Problem für viele Menschen
mit psychischen Erkrankungen. Auch hierüber muss gesprochen
werden.
Täglich
verfolge ich inzwischen die Informationen, die das Robert
Koch-Institut kommuniziert und noch öfter ärgere ich mich, wenn
ich die vielen Kommentare in den sozialen Netzwerken verfolge.
„Panikmache“, „Schaut euch doch die Zahl der
jährlichen Grippe-Toten an“, „Ich bin gesund, also
schränke ich mich auch nicht ein“, liest man immer wieder. Ich
möchte hierzu kein Fass aufmachen, nur eines loswerden: In erster
Linie geht es nicht darum, das Virus aufzuhalten, sondern die
Ausbreitung von Covid-19 zu verlangsamen, damit unser
Gesundheitssystem nicht so zusammenbricht, wie es in Italien der Fall
ist. Die katastrophalen Folgen, die ein Scheitern dieses
Vorhabens/dieser Verlangsamung mit sich bringt, können wir dort
beobachten. Somit geht es nicht um den Einzelnen, sondern darum, die
Risikopatienten zu schützen, dessen Versorgung bei einer zu
schnellen Ausbreitung unter Umständen nicht mehr gewährleistet
werden kann.
Soziale Isolation und ihre mentalen Folgen
Durch
die Klinikaufenthalte, die ich aufgrund von psychischen Erkrankungen
hatte, lernte ich viele Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen
kennen. Häufige Symptome der mentalen Belastungen: Sozialer
Rückzug, Antriebslosigkeit, Einigelung – aber auch Probleme mit
dem Alleinsein. All diese Symptome könnten nun für viele
Menschen, die mit psychischen Krankheiten zu kämpfen haben,
hinsichtlich der Einschränkungen des öffentlichen Lebens und einer
möglichen Ausgangssperre zum großen Problem werden.
Seit
vergangenem Montag wurde auch der Unterricht im Rahmen meiner
Ausbildung abgesagt. Wir haben, wie viele andere auch, nun zunächst
bis nach den Osterferien frei. Das ist eine lange Zeit. In solchen Freizeiten habe ich ohnehin
Schwierigkeiten, morgens aufzustehen, aktiv zu werden, in den
Tag zu starten. Ein Problem, mit dem ich nicht alleine bin.
Zudem
wohne ich nur mit meinen Katzen in einer Wohnung, weshalb ich mich
zeitweise weder woanders einquartieren kann, noch habe ich Anreize
von außen, morgens aus dem Quark zu kommen. Diese Anreize
muss ich mir somit selber schaffen – das funktioniert auch hin und
wieder, solange sich diese Freizeit nicht über einen langen Zeitraum
erstreckt.
In Anbetracht eben dieser Symptome, die bei psychischen Erkrankungen häufig vorkommen können, lässt sich leicht vorstellen, dass eine soziale Isolation oder zumindest eine Einschränkung in dieser Richtung mehr als herausfordernd für Menschen ist, die mit solchen Schwierigkeiten bereits in ihrem normalen Alltag zu kämpfen haben.
Hilfestellungen
für Menschen mit psychischen Erkrankungen
Es
ist nun besonders wichtig für Menschen, die hinsichtlich einer
möglichen Ausgangssperre über ihre mentale Situation besorgt sind,
sich vorzubereiten. Im Folgenden habe ich zehn Vorschläge
gesammelt, um die Zeit zu Hause schneller verstreichen zu lassen:
1.
Kontakthaltung über Technik: Wir haben das große Glück,
dass uns die heutige Technik ermöglicht, auch von zu Hause aus
Kontakt zu unseren Mitmenschen zu halten – und das nicht nur übers
Telefon. Es ist wichtig, schon jetzt die Voraussetzungen dafür zu
schaffen, mit jedem z.B. auch Kontakt per Videotelefonie halten zu
können.
2.
Wiederentdecken/Ausprobieren: Gibt es Dinge,
die du einst gerne gemacht hast oder immer schon mal ausprobieren
wolltest? Malen, zeichnen, ein bestimmtes Buch lesen, einen Podcast
aufnehmen, schreiben, basteln. Das alles sind Dinge, für die bald
Zeit sein könnte und in die man sich richtig vertiefen kann.
3.
Frühjahrsputz: Der Frühling steht vor der Tür. Ich muss
leider zugeben, dass ein Frühjahrsputz ein guter Zeitvertreib wäre,
weshalb ich mir bereits vorsorglich alles Mögliche an Putzutensilien
besorgt habe.
4.
Sport: Hometraining ist nicht jedermanns Sache. Soll aber
helfen. Hab‘ ich gehört.
5.
Tabletten sortieren: Das schreibe ich eigentlich nur, um daran
zu erinnern, schon einmal seine Rezepte zu besorgen, bevor es nervig
wird.
6.
Bullet Journal: Ich sehe immer wieder Menschen, die in der
letzten Zeit ein Bullet Journal begonnen haben. Ein Bullet Journal
ist ein höchst individueller Terminkalender und Alltagsplaner, in
dem man auch seine ganz persönlichen Eindrücke festhalten kann.
Hiermit lässt sich die ein oder andere Stunde sicher gut verbringen.
Aber nicht vergessen: Ohne Buch kein Bullet Journaling!
7.
Häkeln/Nähen: In der Klinik wurden immer wieder Häkel-
und Nähkurse angeboten und ich habe beobachtet, dass auch Menschen,
die dies zuvor konsequent abgelehnt haben, die Nadel nicht mehr aus
der Hand legen konnten.
8.
Wohlfühl-Oase für zu Hause: Badesalze, Peelings,
Gesichtsmasken, Wellness, Düfte und Aromen. Man könnte die Zeit
doch mal für Dinge nutzen, die entspannen und guttun.
9.
Spiele: Hat früher auch jemand gerne Sims gespielt? Den
Zauberwürfel gelöst? Pokémon? Mario Kart? Age of Empires?
10.
Haustiererziehung, -förderung und -forderung:
Intelligenzspiele, Kommandos oder einfach eine ausgiebige
Beschäftigung mit dem Tier kann für Abwechslung sorgen.
Dies sind Beispiele, die zeigen: Es gibt viele Möglichkeiten, Zeit in den eigenen vier Wänden
zu verbringen. Das bedeutet zwar nicht gleich auch, dass das eine
einfache Zeit wird, aber zumindest können wir Dinge ausprobieren
und uns vorbereiten, indem wir die Voraussetzungen hierfür
schon jetzt schaffen. Zumindest wäre das eine Chance für jeden, der
Angst vor Einsamkeit und Isolation hat.
Ganz
egal, ob es nun zu einer Ausgangssperre kommt oder nicht: Wir müssen
nun solidarisch und rücksichtsvoll sein. Das bedeutet,
sich einzuschränken und mehr Zeit zu Hause zu verbringen, an seine
Mitmenschen zu denken und sich gegenseitig dabei zu helfen, so gut es
geht durch die nächsten Wochen zu kommen. Wir müssen daran denken,
dass es Menschen gibt, die ihre berufliche Existenz verlieren und
welche, die jeden Tag für uns weiter arbeiten. Solche, die große
Angst haben und jene, die unter der Situation aufgrund ihrer
psychischen Belastungen leiden. Und dann gibt es noch diejenigen, die
als Risikopatienten besonders geschützt werden müssen. Also
lasst uns doch lieber einander helfen, als dass wir böse Worte in
der digitalen Welt verlieren und uns gegen etwas sträuben, das
gerade jetzt so wichtig für jeden ist.
Hi!
AntwortenLöschenIch kann das so gut nachvollziehen. Die Pandemie ist ohnehin schon schwierig aber für mein Gehirn, das ohnehin nicht abschalten kann, war der Lockdown, sowie die letzten Tage, Wochen echt schwierig. Ich habe auch begonnen mir Listen zu erstellen, mich zu motivieren, Bücher bestellt und wieder mehr zu schreiben. Ich wünsche dir, dass du die nächste Zeit gut überstehst und danke für deinen tollen Blog!
Herzliche Grüsse
Hey :-)
LöschenVielen Dank für deinen lieben Kommentar! Mein Antrieb leidet momentan auch ganz besonders unter der Situation. Mir hilft es, eine Art Tages- oder Wochenliste mit kleinen Aufgaben zu erstellen, die ich abhaken kann. Dann sehe ich zumindest immer, wenn ich etwas geschafft habe, ganz egal wie groß oder klein die Aufgabe war. Ich wünsche dir viel Kraft und Gesundheit für die nächsten Wochen - es kommen auch wieder bessere Zeiten.
Alles Liebe!